Rennwagen auf dem Nürburgring
Magazin Sportplatz

Faszination Formel 1 – Grüne Hölle 2009

Der Nürburgring und die Formel 1, in dieser schicksalhaften Verbindung steckt viel Dramatik, Adrenalin und Rennsport-Geschichte. Ein Besuch in der grünen Hölle.

Der Nürburgring und die Formel 1, in dieser schicksalhaften Verbindung steckt viel Dramatik, Adrenalin und Rennsport-Geschichte. Die oft als Grüne Hölle bezeichnete Rennstrecke ist ebenso anspruchsvoll wie naturgewaltig. Die über 22 Kilometer lange Nordschleife zählt zu den legendärsten Strecken der Welt, bis Mitte der siebziger Jahre auch in der Formel 1. Und auch auf der verkleinerten Piste wirkt die Geschwindigkeit der Rennboliden schon beim Zuschauen schier atemberaubend. Das Beeindruckendste ist jedoch der Sound der F1-Motoren. Er ist nicht nur ohrenbetäubend sondern klingt richtig böse, ja fast schon jähzornig! Die Formel 1 zu Gast in der Eifel: ein einmaliges Erlebnis, bei dem Benanza.de hautnah dabei war. 

Viel ist passiert am altehrwürdigen Nürburgring. Es scheint, als sei die gesamte Peripherie des Rundkurses umgegraben worden. Für rund 258 Millionen Euro wurde der Ring zu einer Freizeit- und Erlebniswelt umgebaut. Außerhalb der Strecke bestimmt das Braun der lehmigen Eifelerde das Bild des Betrachters, gepaart mit dem modernen Grau der neu errichteten Funktionsbauten, auf denen in signalrot der allgegenwärtige Nürburgring-Schriftzug prangt. Unter anderem wurde die Anlage um einen Erlebnispark, ein Event-Center, zwei Hotels und eine Multifunktions-Arena für 5.000 Zuschauer umgebaut. Eine besondere Attraktion dürfte auch der „Ring.Racer“ werden, eine Hochgeschwindigkeits-Achterbahn, die künftig parallel zur Start-Ziel-Geraden von 0 auf 217 km/h in nur 2,5 Sekunden beschleunigen soll – das schafft noch nicht einmal ein Formel-1-Renner.

Ob das neue Konzept des Nürburgrings aufgeht, bleibt abzuwarten. Das Highlight des Jahres wird neben den „Rock am Ring“-Konzerten wohl die Formel 1 bleiben. Und die wurde ihrem Ruf als Zuschauermagnet auch in diesem Jahr gerecht. Am gesamten Wochenende kamen nach Angaben der Veranstalter rund 250.000 Rennsportbegeisterte an den Ring – am Renntag selbst sollen es gut 100.000 Zuschauer gewesen sein. Allein das übliche Farbenmeer der vergangenen Jahre fehlte diesmal, dominierte doch in den vergangenen Jahren noch das auffallende Ferrari-Rot den Anblick deutscher F1-Fans. Nun aber bedeckten vor allem dunkelblaue Kappen mit einer weißen 15 und dem roten Bullen des Sponsors die Häupter der deutschen Zuschauer. Es war nicht zu übersehen, Deutschland hat einen neuen Formel 1-Liebling: Sebastian Vettel, der nun das Vakuum nach Michael „Schuuumiii“ Schumachers Pensionierung füllt und dabei nicht nur schnell im Kreis fahren kann, sondern auch noch richtig sympathisch rüber kommt.

Fast hätte es auch geklappt mit dem heiß ersehnten deutschen Heimsieg. Vettel fuhr von vierter Stelle startend bis auf den zweiten Platz vor. Doch einer war schneller: Marc Webber, sein australischer Teamkollege bei „Red Bull Racing“. Dem Gewinner des Qualifyings gelang in seinem 130. Formel-1-Grand-Prix endlich der erste Sieg. Nachdem Vettel ihn in dieser Saison bereits zweimal auf den zweiten Platz verwiesen hatte, durfte er nun erstmals ganz nach oben auf das Siegertreppchen. Sichtlich gerührt freute sich der Australier darüber wie ein kleines Kind. Marc Webber hatte den Sieg aber auch wirklich verdient. Seine Pole Position verteidigte er eindrucksvoll und ließ sich dabei selbst von einer Zeitstrafe nicht bremsen.

Auch Vettel erkannte nach dem Rennen neidlos an, dass sein Teamkollege einfach schneller gewesen ist. Und mit seinem zweiten Platz war der Shootingstar auch gut bedient, verbesserte er sich damit doch in Gesamtwertung ebenfalls auf Platz zwei. Neben Vettel machten von den deutschen Fahrern vor allem Nico Rosberg und Adrian Sutil das heimische Publikum auf sich aufmerksam. Rosberg machte im Rennen elf Plätze gut und verbesserte sich von Startplatz 15 auf Rang vier. Sutil, der von Position sieben gestartet war, verpasste gar eine kleine Sensation. Zeitweise lag er im technisch unterlegenen „Force India“ auf dem zweiten Platz, knallte dann aber ausgangs der Boxengasse dummerweise in den heranrasenden Ferrari von Kimi Räikkönen. Aus der Traum von den ersten WM-Punkten.

Was also bleibt als Erinnerung an dieses Rennwochenende? Es sind vor allem drei Dinge. Erstens: Der Nürburgring macht sich und vor allem seine Infrastruktur hübsch für die Zukunft. Moderner, größer und bunter lautet die Devise. Rennsport, Freizeitspaß und Partyfeeling pur im eigens gebauten „Eifeldorf Grüne Hölle“ paaren sich künftig mit weiteren Events wie Box- und Musikveranstaltungen. Zweitens: Formel 1 ist mehr als nur schnell im Kreis fahren. Nein, es ist sauschnell und ohrenbetäubend laut im Kreis fahren! Und das ist wirklich sehr beeindruckend. Drittens: Deutschland hat eine neue Formel 1-Hoffnung namens Vettel, Sebastian Vettel. Hinter dem wie ein Schimpfwort klingenden Namen verbirgt sich ein junger, sympathischer und offensichtlich sehr talentierter Rennfahrer, dem es vielleicht gelingt, in die Fußstapfen des berühmtesten Kerpeners Deutschlands zu treten. Es sei ihm gegönnt. Aber warten wir es doch einfach ab und genießen bis zum nächsten Eifel-Gastspiel der Formel 1 das reichhaltige Vergnügungsangebot des neuen alten Nürburgrings.

Hinweis: Dieser Beitrag erschien erstmals am 15. August 2009 auf www.benanza.de und basiert inhaltlich auf dem damaligen Stand. Aus „nostalgischen“ Gründen haben wir ihn als „Benanza Classic“ noch einmal unverändert veröffentlicht.

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