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Oldies, but goldies – Pantera Power

Jeder kennt sie, diese Songs, die irgendwie immer für einen da waren. Songs, die ihre Wirkung nie verlieren und auch nach der tausendsten Hörschleife noch begeistern, trösten, durchrütteln. Auf die Spitze getrieben wird dieses Phänomen, wenn sich sogar ein ganzes Album diesen Status erspielt. Um solche Alben für die ganz persönliche Ewigkeit geht es in dieser losen Reihe.

Es liegt auf der Hand, dass eine solche Betrachtung extrem subjektiv ist, aber das muss sie auch sein. Wie bei seinen Lieblingssongs verbindet man auch mit seinen Lieblingsplatten meist konkrete Erlebnisse. Und doch oder gerade deshalb hauen sie einen auch Jahrzehnte später noch vom Hocker. Ich bin kein Fan von Top-10-Listen und dergleichen. Um der individuellen Bedeutung gerecht werden zu können, kommt jedes Album auf seinen eigenen Thron.

Alte Platte, neue Begeisterung

Die Idee, die alten Lieblingsplatten zu beschreiben, wurde geboren, als ich morgens schlaftrunken vor meinem verstaubenden CD-Regal stand. Laute Musik sollte den Effekt bewirken, den mir der Kaffee in meiner Hand verwehrt hatte. Mein Blick fiel auf eine Scheibe, die mich schon mein halbes Leben begleitet und mich immer wieder neu begeistert: „Vulgar Display Of Power“ von Pantera, 1992 veröffentlicht und damit wirklich gut abgehangen.

Keine Sorge, an dieser Stelle soll nun keine längliche Besprechung jedes einzelnen Songs folgen, auch wenn natürlich jeder der insgesamt elf Kracher-Tracks mindestens einen eigenen Absatz verdient hätte. Ich könnte nicht einmal sagen, welcher Song mein Favorit ist, was mir üblicherweise bei Alben nicht schwer fällt. Um Euch meine Begeisterung zumindest auszugsweise näherzubringen, beschränke ich mich auf die beiden Single-Auskopplungen „Mouth for War“ und „Walk“ sowie das epische „This Love“.

„Mouth for War“

Mit dem Opener „Mouth for War“ zeigt Pantera gleich zu Beginn, wo es die nächsten rund 53 Minuten lang geht: Gefühlt immer voll auf die Zwölf, ohne dabei jemals langweilig oder eintönig zu wirken. Dafür sorgen die auch über das gesamte Album hinweg geschickt eingesetzten Tempowechsel und die unglaublich fetten Riffs. Ohnehin haben alle Songs von „Vulgar Display of Power“ eine unglaubliche Intensität und Durchschlagskraft, musikalisch wie stimmlich. Phil Anselmo hat mindestens so viel Druck in der Stimme wie Dimebag Darrells in seinen fettesten Riffs.

Und so strahlt auch der Opener eine brachiale Rohheit aus, die den Albumtitel perfekt in Szene setzt. Gehen die ersten drei Minuten von „Mouth for War“ schon ordentlich ab, legt Pantera anschließend nochmal eine Schippe drauf und treibt Tempo und Druck auf die Spitze. Und so geht es dann auch fröhlich weiter.

„Walk“

Was mir bei „Walk“, dem dritten Titel auf der Platte, besonders gefällt, ist das wirklich geile Intro. Es knüpft nicht nur perfekt an den vorherigen Titel („A New Level“) an, sondern groovt sich auch richtig gut in die Nummer rein. Zudem bestechen die Lyrics mit dem zum Mitgröhlen einladenden „RE… SPECT!“ ebenso wie Vinnie Pauls Double-Bass-Tirade, mit der die Nummer langsam ausblendet.

„This Love“

Last but no least, „This Love“. Wie der Name schon verrät, ein Liebeslied, das vom Verlust geliebter Menschen handelt. Aber anders als das Intro vermuten lässt, ganz bestimmt keine Ballade. Immer wieder schaukelt sich der stolze 6:32 Minuten dauernde Song zu neuer Aggressivität hoch um dann nach 2:45 Minuten in einem der geilsten Riffs der Metalgeschichte zu münden. Und als ob das nicht schon fett genug wäre, bekommt man gute zwei Minuten später das Ganze noch mal mit einer Extraportion Druck auf die Ohren. Nur um danach in ein sich mörderisch dahinschleppendes Outro abzugleiten. Bombastisch!

Hinweis: Dies ist die gekürzte Videofassung. Die volle Länge gibt’s mit der Originalfassung auf dem Album.

Wem das alles dennoch zu verschnörkelt ist, der klickt sich einfach eine Nummer davor („Fucking Hostile“) oder eine danach („Rise“) an und lässt sich einfach mal den Gehörgang durchpusten. Ohne Frage ebenso geile Nummern wie alle darauf folgenden, die ich immer wieder, auch im Abstand vieler Jahre neu (im CD-Regal) entdecke und dann wochenlang in Dauerschleife laufen lasse. Und genau dafür liebe ich Pantera und ihr Album „Vulgar Display Of Power“.

Apropos, zum Abschluss noch ein kleiner Funfact für die Cineasten unter uns: Der Albumtitel ist durch eine Szene des Horrorfilms „Der Exorzist“ inspiriert. Darin versucht ein Jesuiten-Pater, ein vom Teufel besessenen Mädchen zu exorzieren. In dem dabei geführten Dialog fallen unter anderem die titelgebenden Worte, gesprochen vom Teufel in Mädchengestalt.

Playlist:

Bild: Warner Music

Mouth for War – 3:56
A New Level – 3:57
Walk – 5:15
Fucking Hostile – 2:49
This Love – 6:32
Rise – 4:36
No Good (Attack the Radical) – 4:50
Live in a Hole – 4:59
Regular People (Conceit) – 5:27
By Demons Be Driven – 4:39
Hollow – 5:45

Mehr Hintergrundwissen zu „Vulgar Display Of Power“ unter https://de.wikipedia.org/wiki/Vulgar_Display_of_Power

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