Der Rugby World Cup 2019 ist Geschichte und hat mit Südafrika einen würdigen Sieger gefunden. Viele spektakuläre Bilder prägen die Erinnerung. Da waren unter anderem furios aufspielende Japaner, begeisternd feiernde Zuschauer und natürlich die leidenschaftlich vorgetragenen Rugby-Rituale, allen voran der Haka der „All Blacks“ aus Neuseeland. Nicht nur Rugby-Fans kennen den oft als reinen „Kriegstanz“ missverstandenen Tanz der Māori. Allerdings gab es mit dem Sipi Tau aus Tonga und dem Siva Tau aus Samoa weitere Tanzeinlagen zu bewundern, die nicht minder beeindruckend sind. Hier kommt ein kleiner Überblick.
Haka – Neuseeland
Der Haka ist eigentlich ein ritueller Tanz der indigenen Bevölkerung Neuseelands, der Māori. Wörtlich übersetzt bedeutet „haka“ nichts anderes als „Tanz“ oder „Lied mit Tanz“ und ist daher ein allgemeiner Begriff für alle Arten von Māori-Tänzen. Der Haka wurde einerseits zur Begrüßung und Unterhaltung von Gästen aufgeführt, und zwar sowohl von Männern als auch von Frauen. Anderseits diente er vor kriegerischen Auseinandersetzungen zur Einschüchterung des Gegners. In diesem Fall wurde er ausschließlich von bewaffneten Männern vorgetragen.
Auch den – lediglich mit einem Rugby-Ei bewaffneten – All Blacks geht es natürlich darum, ihre Gegner ordentlich einzuschüchtern. Erstmals geschah dies 1884, als eine neuseeländische Auswahl ins australische New South Wales reiste. Seit dem Rugby World Cup von 1987 führen die All Blacks vor jedem Länderspiel ihren Haka auf. Mit Erfolg, sind sie doch mit drei WM-Titeln der alleinige Rekordhalter. Von keinem Rugby-Ritual kursieren so viele Videos im Netz wie vom neuseeländischen Haka. Hier ein besonders schönes Beispiel.
Siva Tau – Samoa
Dabei ist der Haka längst nicht der einzige Tanz im Rugby, der dem Gegner Angst einjagen soll. Auch die samoanische Rugby-Auswahl vollführt vor ihren Spielen einen Kriegstanz, der von den Einheimischen Siva Tau genannt wird. In Form und Darbietung erinnert er stark an den Haka der All Blacks. Allerdings wirkt der Siva Tau im Vergleich dazu noch etwas kompromissloser und dynamischer. Bis 1991 tanzten die Spieler aus Samoa übrigens den traditionellen Ma’ulu’ulu Moa. Der fortan verwendete Siva Tau gilt jedoch als aggressiver und daher besser geeignet, um die Spieler einzustimmen. Aber macht euch einfach selbst ein Bild.
Sipi Tau – Tonga
Mein ganz persönlicher Favorit unter den Rugby-Kriegstänzen ist allerdings Sipi Tau aus Tonga, der in Aggressivität und Dynamik kaum zu überbieten ist. Die Geschichte des Sipi Tau veranschaulicht das YouTube-Video „Sipi Tau – History of the war dance“ sehr schön. Besonders spektakulär wird es, wenn der Sipi Tau im direkten Duell auf den Haka trifft. Im Vergleich zum eher statisch vorgetragenen Haka ist der Kriegstanz aus Tonga deutlich agiler und beweglicher. Schritt für Schritt walzt er auf seine Gegner zu, begleitet von martialischem Kampfgebahren. Wie das in der Realität aussieht seht ihr in dem nachfolgenden Video.
Egal mit welchem Team und welchem Tanz man nun mehr sympathisiert, eine immer wieder für Gänsehaut sorgende Showeinlage sind Haka & Co. allemal. Und das wissen auch die Gegner, die sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise der getanzten Herausforderung stellen. Eine in Gelassenheit und Selbstsicherheit kaum zu überbietende Variante lieferten die siegreichen Engländer im Halbfinale der diesjährigen Rugby-WM gegen Neuseeland ab. Das gleichermaßen ironisch wie überheblich wirkende Grinsen von Englands Kapitän Owen Farell wird in die Rugby-Geschichte eingehen. Und es zeigt, dass man es auch ohne das Tanzbein zu schwingen in die Bilder des Turniers schaffen kann. In diesem Sinne, einfach anschauen und genießen.
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