Bundesliga Abstiegskampf 1. FC Köln Müngersdorf
Magazin Sportplatz

Bundesliga-Showdown 2021: „And the loser is…“

Effzeh-Fan zu sein, ist selten ein Vergnügen. Das gilt ganz besonders für den letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2020/2021. Von direktem Abstieg über Relegation bis zum Klassenerhalt ist alles drin. Grund genug, den Fußballnachmittag und das eigene Fan-Gefühl live mitzuschreiben. Schauen wir mal, wie dieser Artikel endet…

15:00 Uhr – Vorgeplänkel

Es ist Samstag, 22. Mai 2021. Seit Tagen fiebere ich dem letzten Spieltag entgegen. Die Ausgangslage ist gnadenlos klar. Für einen Verbleib in Liga 1 muss der Tabellensiebzehnte aus Köln (30 Punkte) gegen Schalke 04 gewinnen und darauf hoffen, dass Bremen (16., 31 Punkte) und Bielefeld (15., 32 Punkte) ihre Spiele gegen Gladbach und Stuttgart verlieren.

Funkel gibt sich im Interview mit WDR 2 zuversichtlich Aber ich denke nur „Totgesagte leben länger“. Die bereits abgestiegenen Schalker sind gefährlich. Seit Anfang des Jahres hat sich ein Bild in meinem Kopf festgebrannt: Köln muss am letzten Spieltag noch was holen und verliert gegen bereits abgestiegene Schalker. Und nun, am 34. Spieltag kommt es tatsächlich zum Showdown. Come on, Effzeh!

15:22 Uhr – Es ist angerichtet

In Köln und Bremen gibt es Fan-Aufläufe vor den Stadien. Statt Abstandsregeln dominieren Fangesänge und Bengalos die Szene. Nur zu gerne würden die Fans ihre Clubs an diesem entscheidenden Spieltag vor Ort unterstützen.

Leider findet auch der letzte Spieltag der Saison 2020/2021 ohne Zuschauer statt. Gezittert wird also zuhause. Für Live-TV fehlt neben dem entsprechenden Streaming-Abo auch das Nervenkostüm. Dafür läuft im Radio WDR 2, auf dem Laptop tickert der „Kicker„. Daneben perlt das Bier in der Flasche. Im Tabellenkeller ist heute alles möglich.

15.30 Uhr – Kick-off

Es geht los. „Jetzt ist der Moment da, auf den alle gewartet haben, die ein Herz für Fußball haben. Möge das Drama beginnen“, sagt WDR2-Moderator Sven Pistor. Die Nervosität ist auf dem Siedepunkt. Schnell mal einen Schluck aus der Pulle nehmen. Als Optimist denke ich grundsätzlich, dass immer alles gut wird. Aber der 1. FC Köln ist ein Fall für sich.

15:36 Uhr – Tor in Bremen

„Tooor in Bremen, Tooor für Gladbach“. Lars Stindl schießt in der 3. Spielminute den Führungstreffer für die Fohlen. Köln hat es für den Moment selbst in der Hand. Aber ein Tor muss natürlich her. Pistor sagt im Radio „Ich habe Puls“. Ich habe Durst.

15:49 Uhr – Fehlschuss

Oh weh, Bremen wird immer besser. Selke hat die 100-prozentige Riesenchance. „Kicker“ sagt, den müsse er machen! Statt das nahezu leere Tor zu treffen schießet der Bremer den am Boden liegenden Sommer an. Der WDR2-Reporter brüllt: „Ich fasse es nicht“! Holy shit, das war knapp.

15:52 Uhr – Köln stets bemüht

Köln müht sich weiterhin, das entscheidende Tor zu schießen. Aber „Köln tut sich schwer“ heißt es von Radio-Reporter Holger Dahl. Leider nicht das erste Mal in dieser Saison. Ohne Stürmer ist das Tore schießen auch schwer.

15:54 Uhr – Doppelchance

Arrrgh. Riesenchance in Köln. Sogar doppelt. Der Ball kommt in die Mitte, doch Schmitz und Duda scheitern an Fährmann, der das Unentschieden festhält. Ausgerechnet heute hat der Schalker Schlussmann einen Sahnetag erwischt. Muss das sein?

16:03 Uhr – Schalke kommt

Chance für Schalke, aber Bornouw wehrt zur Ecke ab. Die bringt zum Glück nichts. Man hört, dass Köln besser ist, aber das Tor nicht fallen will. Fast wäre es auf der anderen Seite gefallen. Der „Kicker“ tickert vom „Ritt auf der Rasierklinge“. Puh!

16:05 Uhr – Stuttgart trifft (nicht)

„Tooor für Stuttgart“, schreit es im Radio. Kann das wahr sein? Köln wäre bei einem eigenen Tor direkt gerettet. „Meine Fresse, sie brauchen wirklich dieses Tor“, sagt Pistor. Recht hat er. Doch das will nicht fallen. Stattdessen wird das Stuttgarter gegen Bielefeld vom Video-Assi zurückgenommen. Ich denke nur „Scheiße“.

Gladbach hat gleichzeitig auf das vermeintliche 2-0 erhöht. Doch auch hier greift der Kölner Video-Keller ein, kein Tor. Läuft mal wieder mit dem VAR. Egal, jetzt heißt es Durchatmen, Bier trinken und weiter zittern!

16:22 Uhr – Halbzeitpause

Stand jetzt ist der Effzeh noch immer abgestiegen. Ohne eigenes Tor geht nach oben halt nichts. Reporter Dahl in Müngersdorf erklärt zum wiederholten Male: „Alle Kölner Rechenspiele beginnen mit einem Tor“. Schon klar, Alter. Ich gehe erstmal Bier holen. Nüchtern hält das kein Mensch aus.

Serienmeister Bayern führt unterdessen bereits 4-0 gegen Augsburg. Bezeichnenderweise war Lewandowski noch nicht unter den Torschützen. Auch dort fehlt also noch ein Tor bis der ewige Müller-Rekord fällt.

Bundesliga Abstiegskampf 1. FC Köln Apple
Abstiegskrimi im Heim-Stadion – nur echt mit Stadionbier (Foto: Ben Fischer / Benanza.Pix)

16:37 Uhr – Anpfiff zur 2. Halbzeit

Es geht wieder los. Die nächsten 45 Minuten entscheiden über Hopp oder Topp. Köln hat laut Kicker direkt den „Fuß auf dem Gaspedal“, läuft aber zunächst in die Abseitsfalle. Fuck, warum genau mag ich Fußball? Golf und Eisstockschießen sollen doch auch schön sein.

16:40 Uhr – Großchance Hector

Hector zieht beherzt ab. Doch wieder wieder taucht ein überragender Fährmann ins Eck ab und lenkt den Ball zur Ecke. Die bringt nichts ein. Mein Magen macht Stress, sollte besser langsamer trinken.

16:42 – Chance Wolf – Elfmeter?

„Riesenchance für Wolf“, aber wieder hält Fucking-Fährmann die Kugel. Danach wohl ein Kontakt. Elfmeter? Der Schiri überprüft am Bildschirm, doch da die Aktion schon beendet war geht es weiter. Köln und der Video-Beweis werden echt keine Freunde mehr.

16:45 Uhr – Tor für Gladbach

Auf dem anderen Platz läuft es besser. Gladbach legt durch Thuram nach und spielt dem Effzeh damit in die Karten. Wird Köln jetzt dafür bestraft, dass man die Saison quasi ohne passable Stürmer spielt? Das ist einfach bitter. Wie gern hätte ich jetzt den zum HSV vertickten Simon Terodde im Spiel. Gladbach hat dagegen Thuram, der gerade fast das 3-0 macht.

16:50 Uhr – Noch ein Tor für Gladbach

Jetzt ist es da. Gladbach legt nach. Meine Fresse, Köln hat es echt in der Hand. Nur das Tor muss her. 30 Minuten sind es noch. Schon letzte Saison hat der Effzeh die Bremer in die Relegation gerettet, indem man sich am letzten Spieltag von Füllkrug abschießen lies. Da war Köln aber schon gerettet.

16:54 Uhr – Elfmeter für Bielefeld

Elfmeterpfiff in Stuttgart, aber leider nicht für das Heimteam. Bielefeld hat die Chance auf den direkten Klassenerhalt. Fabian Klos tritt an und … Tor für die Arminia. Kacke, jetzt geht es nur noch um die Relegation. Verdient habe es die Bielefelder, aber gerade fällt es schwer, das zu akzeptieren. Der WDR war lange nicht mehr Köln. Passiert wohl nix. Noch gute 20 Minuten bleiben für das Tor.

17:00 Uhr – TOOOR in Köln!?

Jaaaa! Sebastian Anderson macht das Ding. Eben habe ich noch über die Stürmerflaute gelästert, da netzt der Schwede ein. Aber was ist das? Nun heißt es auf einmal Videobeweis. Das kann doch nicht wahr sein. Habe ich schon gesagt, dass ich den VAR hasse?

17:01 Uhr – Tor für Bielefeld

Stuttgart schaut zu wie Bielefeld das zweite Tor schießt. Die Arminia macht vielleicht schon alles klar. Aber Köln hat noch die Relegation vor Augen. Mehr Spannung geht echt nicht. Was ergibt der Videobeweis?

17:02 Uhr – Kein Tor in Köln!

So ein Dreck! Das Tor zählt nicht. Özcan stand angeblich im Abseits. Wer hat diese Scheiße mit dem Video-Keller eigentlich erfunden? Ich will das nicht mehr. „Gehen Sie zurück auf Los“, heißt es für den Effzeh. Selbst Pistor scheint beim Vorlesen der Verkehrsnachrichten angepisst. Ich gehe auch mal in den Keller, Bier holen.

17:07 Uhr – FC drückt weiter

Erst Hector, dann zweimal Wolf. Der Effzeh beackert das Schalker Tor. Aber Fährmann ist immer noch der beste Schalker. Nun bleiben noch 10 Minuten für das Tor zur Relegation.

17:11 Uhr – Meyer vs. Fährmann

Der für Özcan eingewechselte Max Meyer schießt aus der Drehung – und wieder hält Fährmann. Was hat der Kerl heute morgen gefrühstückt.

17:13 Uhr – Tor für Bremen

Selbst Werder Bremen schafft ein Tor. Beim Stand von inzwischen schon 0-4 fällt der Anschlusstreffer. Der Treffer wird überprüft, zählt aber. Alles egal. Köln muss selber treffen.

17:15 Uhr – TOOOOOOOR in Köln

Ist es das jetzt? Erst scheitert Anderson zum gefühlt tausendsten Mal an Fährmann, doch dann vollstreckt Bornouw nach Thielemann-Flanke und Köln führt gegen Schalke! War das das Tor zur Relegation? Unterdessen trifft Bremen zum 2-4. Meine Fresse, was für ein Herzschlag-Finale in der Bundesliga. Schiri, abpfeifen!!!

17:19 Uhr – Nervenkitzel

Schalke rennt jetzt an. Und der Linienrichter sagt fünf Minuten Nachspielzeit. Habe ein ganz mieses Gefühl, Bier ist natürlich keine Lösung, beruhigt aber gerade. Bin gleich völlig blau, aber man muss Opfer bringen.

17:21 Uhr – Ecke für Schalke

Fährmann geht mit nach vorn. Bitte nicht der Fährmann. Und er kommt auch noch zum Kopfball. Aber vorbei! Kann sich mal einer um den Fährmann kümmern? Im Gegenzug vertändelt Hector auf dem Weg zum 2-0 den Ball. Alter, du bist der Beste, aber machst mich fertig. Mach‘ ihn doch einfach rein und ich penne drei Wochen in deinem Trikot.

17:23 – Tor in München

Auch in München fällt das Tor. Der Barzi-Reporter schreit sich die Seele aus dem Leib. Lewandowski holt sich das 41. Tor, ein Abstauber. Aber wen interessiert denn jetzt der Müller-Rekord?

17:24 Uhr – Tick, Tick, Schlusspfiff

Noch 45 Sekunden in Köln. Schalke ballert die Kugel weit in die Kölner Hälfte, die Kölner ballern das Ding zurück. Noch 20 Sekunden. Der Schiri pfeift, aber nur zum Einwurf. Der wird ausführt, die Uhr tickt…

Und dann ist es endlich soweit. Schlusspfiff in Köln. Der Effzeh springt am letzten Spieltag auf Platz 16 und schickt Werder in die zweite Liga. Köln bekommt ein Nachspiel in der Relegation. Die Effzeh-Spieler liegen laut Jörg Dahlmann völlig fertig auf dem Rasen – völlig fertig bin ich auch, und habe dazu leicht einen sitzen.

Schlusswort

Mittwoch geht es mit dem Hinspiel der Relegation weiter. Vermutlich gegen Greuter Fürth. Arminia Bielefeld hat sich mit dem Sieg gegen Stuttgart selbst gerettet. Und das ist absolut verdient. Glückwunsch auf die Alm und – auch wenn es schwer fällt – Danke an den Niederrhein. Gladbach schlägt Werde mit 4-2. Ich bin leer geschrieben und gehe jetzt erstmal einkaufen – Bier ist alle. Hicks.

0 Kommentare zu “Bundesliga-Showdown 2021: „And the loser is…“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert