Gehabt Euch Wohl, Freunde der hochklassigen feingeistigen abseitigen Bewegtbildergüsse. Dieses Mal geht es in jeder Hinsicht eine Stufe höher, weiter und schneller. Und wir beginnen gleich mal mit ’nem Vollknall!
Boss Level
Frank Grillo ist Roy und wacht in seinem Appartement neben seinem Blondie-Chick auf. Doch im selben Augenblick wird er von einem Macheten-Mörder und einem Heli vorm Fenster mit einer fetten Mini-Gun traktiert. Roy flüchtet mit einem Mustang vor zynischen Baller-Babes, Magnum-bewaffneten „German Twins“, seinem eigenen Doppelgänger „Roy 2“, einem Bombenleger-Zwerg, Harpunier-Abschleppfahrer und Kill-Bill-artiger Asia-Schwert-Amazone – um dann wie jeden Tag irgendwann ins Gras zu beißen … denn: Es ist Murmeltier-Tag ähm oder so ähnlich. Wake up again and again and again von vorne. Warum, wieso und weshalb wird erst durch Rückblenden und im Laufe von hunderten „Level-Runden“ klar.
Ganz nebenbei muss sich Roy auch noch seinem elfjährigen Sohn stellen, den er jahrelang nicht gesehen hat. Der Hammer! Really! „Deadpool“ meets „Groundhog Day“ meets „Edge Of Tomorrow“ meets alles mögliche … In jedem Fall völlig übertrieben geile Action, brachialer politisch unkorrekter Kopp-Ab-Humor unter jeglicher Gürtellinie. Trotzdem das Herz immer am rechten Fleck, und das alles garniert mit Mel Gibson, Naomi Watts und Michelle Yeoh. Fazit: Kultfilm-Garantie!
Exil
Das nächste Level wird hier in einer ganz anderen „Sportart“ erreicht: Gebürtiger Kosovare im besten Alter, angesehener Chemiker im Konzern, Frau/Kinder/Haus, alles scheint soweit tiptop. Doch durch die rissigen Fugen dieser Stabilität suppt ganz langsam aber zäh Alltagsrassismus, Paranoia und Eifersucht ins Arbeits- und Privatleben. Die Kamera ist stets beim Protagonisten. Was hier genau passiert und wie das interpretiert wird ist somit immer brutal subjektiv eingefärbt. Quälende Dialoge und Szenen voller bedrückender Stille, die plötzlich zerrissen wird, schaffen eine Atmosphäre, die kaum zu beschreiben aber maximal effektiv wirkt. Fazit: Exil in welcher Form und auf welchem Level auch immer ist keine Freude!
First Love
Takashi Miike ist wohl der umtriebigste Regisseur ever, kommt er doch schon auf über 100 Werke. Dieses hier überzeugt gar auf einem neuen Wahnsinns-Level: 25-jähriger todkranker und depressiver Boxer trifft zufällig auf flüchtende drogenabhängige und naive Prostituierte und gerät dadurch in einen Yakuza-Bandenkrieg hinein. Korrupte schmierige Bullen, einarmige Schwertkämpfer und hysterisch geifernde Killer-Girls geben sich die Klinke in die Hand bei der Jagd auf die beiden. Natürlich verlieben sich beide dabei ineinander. Und als es zum großen Finale in einem Baumarkt (!) kommt, liegt genug „Werkzeug“ herum … Dieser Streifen kann so nur aus Japan kommen. Romanze meets Mafia-Thriller meets Over-The-Top-Action meets Drogen-Drama. Fazit: Knallbunter Knaller!
Freies Land
Rember „Mörderland“, den spanischen Thriller von 2014 um zwei Polizisten, die in den Nach-Franco-Wirren in der Pampa einem bestialischen Serienmörder auf die Spur kommen und dabei selbst so ziemlich alles opfern!? Das hier ist das deutsche Remake. Basis-Story ist wirklich fast gleich, aber sowohl Zeitraum (kurz nach der Wende) als auch die Bullen (versoffener, fetter, ruppiger Ex-Stasi-Offizier und strafversetzter Besser-Wessi) als auch Dorf und Landstrich (an Ödnis kaum zu überbietendes Meck-Pomm, oh weia!) heben das Ganze auf ein ganz anderes – deutsch-deutsches – Level. Perfekt besetzt und grandios geschrieben. Die Post-Wiedervereinigungs-Depression ist in tristen aber spektakulären Bildern eingefangen. Man riecht förmlich den Frust, den Suff und den modrigen Schlamm beim Zusehen. Fazit: Deutsche Produktionen können sogar besser sein als das Original!
Sputnik
Eine Handvoll Kosmonauten landet 1983 nach Weltraumflug wieder auf sowjetischem Boden. Doch sie haben etwas mitgebracht, und das ist wirklich nicht von dieser Welt … Das Militär bestellt eine Psychologin in die sibirische Hochsicherheitsanlage, um herauszufinden, was genau das ist und wie es zu kontrollieren sein könnte. Denn zu dieser Zeit sind Waffen die der „amerikanische Gegner“ nicht hat sehr gefragt. Vor diesem Hintergrund bekommen wir ein hochwertiges, erfrischend dunkles Sci-Fi-Creature-Horror-Thriller-Drama geboten. Die Russen haben langsam den Dreh raus und erreichen ein kaum erwartetes Level: Auf Hollywood-Niveau ausgestattet, gefilmt und getrickst. Ganz starke, unverbrauchte Gesichter und Figuren, spannend bis zum (leider etwas zu plötzlichem und ausufernden) Finale. Fazit: Mehr davon!
His House
Haunted House Movie mal auf ganz anderem Level: Ein Bürgerkriegsflüchtlings-Ehepaar aus dem Sudan strandet sucht Asyl in Großbritannien. In einem Londoner Vorort und bekommen sie eine völlig abgesiffte Bruchbude zugewiesen. Für die beiden ist es das Paradies im Vergleich zu den Zuständen in ihrer Heimat und der zurückliegenden Odyssee. Doch die Andersartigkeit und latente Feindlichkeit der neuen Neighbourhood nagen am Gemüt. Und dann kommen da auch noch dumpfe Geräusche aus dem Gemäuer des neuen Zuhauses … Hier geht es nicht nur um Monster und Dämonen. Es geht gerade auch und vor allem um die Geister der Vergangenheit, die jeder mit sich rumschleppt, egal wie weit und wohin man abhaut. Mehrdeutige Symbolik in fast jeder Szene und ein maximal angsteinflößender Score. Der fiesen Grundstimmung werden noch ordentliche emotionale Punches verpasst. Das geht maximal an die Nieren. Fazit: Kommender Horror-Klassiker, keine Frage!
Okay, genug für heute – ich packe jetzt Parka und Regen-Boots wieder in den Schrank und freue mich, dass nach dem Mai-März (oder wat immer dat hier sein soll) endlich mal der Sommer anklopft.
Euer Hank Frank Schrader
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Titelfoto: Corina Rainer / Unsplash
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