Hacker Bitcoin Mysterie Zahlen
Magazin Netzwelt Steckbrief

Die Legende von Satoshi Nakamoto

Etwas mehr als elf Jahre sind vergangen, seit ein gewisser Satoshi Nakamoto das inzwischen legendäre Bitcoin-Whitepaper veröffentlichte. Am 31. Oktober 2008 ging „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“ online und legte damit den Grundstein für eine neuartige Krypto-Währung. Heute kennt fast jeder den Bitcoin, doch die wahre Identität des vermeintlichen Urhebers Satoshi Nakamoto ist noch immer ungeklärt.

Die Spekulationen um die Person Satoshi Nakamoto sind seit jeher groß. Handelt es sich um den Namen einer real existierenden Person, um ein Pseudonym oder um das Sammelpseudonym einer Gruppe von Personen? Man weiß es nicht. Bekannt ist nur, dass Nakamoto bis zu seinem Ausstieg Mitte 2010 aktiv an der Entwicklung und Verbreitung der Bitcoin-Technologie beteiligt war. Er veröffentlichte im Januar 2009 die Bitcoin-Software, er schuf die Webseite bitcoin.org und er selbst nahm bis zu seinem Ausstieg erforderliche Software-Anpassungen vor.

Wer knackt den „Genesis Block“?

Der Schlüssel zur Lösung des Satoshi-Rätsels könnte – nicht nur im übertragenen Sinne – im „Genesis Block“ zu finden sein. Am 3. Januar 2009 erweckte Satoshi Nakamoto die Bitcoin-Blockchain zum Leben indem er Block Nr. 0, den „Genesis Block“, schürfte. Dieser soll geschätzte 980.000 Bitcoins enthalten, was zwischenzeitlich (im Dezember 2017) einem Gegenwert von rund 19 Mrd. US-Dollar entsprach. Wer auch immer den persönlichen Schlüssel zu dieser kryptographischen Schatztruhe hat wäre nicht nur der wahre Nakamoto sondern hätte vermutlich auch ausgesorgt. Doch mit Ausnahme einiger anfänglicher Test-Transaktionen blieben die Bitcoins bis zum heutigen Tag unangetastet. Wer also ist Satoshi Nakamoto?

Bitcoin Gold Geld
Widersprüchlich aber nett anzusehen: „Bitcoin-Münzen“ (Foto: Dmitry Demidko / Unsplash)

Selbsternannte Satoshis gibt es viele. Erst vor einigen Monaten behauptete ein gewisser James Bilal Khalid Caan aus Pakistan, Satoshi Nakamoto zu sein. Der Fach-Blog „Coin-Hero“ berichtete über dessen vierseitiges Enthüllungspapier. Darin gibt er unter anderem an, dass der Name Bitcoin von einer Bank abgleitet sei, die sein Vater gegründet habe, der Bank of Credit Commercial International. Allerdings scheint es sich laut „Coin-Hero“ nur um einen „Faketoshi“ zu handeln. Neben dem Umstand, dass Caan seine Behauptung nicht durch Nutzung des Genesis-Schlüssels verifizieren konnte seien auch sein schlechter Schreibstil und die scheinbar mäßigen Programmierkenntnisse auffallend. Anders als das – technisch wie sprachlich herausragende – Bitcoin-Whitepaper ist Caans Enthüllungspapier in sehr einfachem Englisch geschrieben und noch dazu mit einer simplen WordPress-Vorlage veröffentlich worden. Das Rätselraten geht also weiter – und hat schon in der Vergangenheit einige Namen zum Gegenstand von Spekulationen gemacht.

Dorian Nakamoto

Im März 2014 behauptete die Journalistin Leah McGrath Goodman in einer Titelgeschichte des US-amerikanischen Nachrichtenmagazins „Newsweek“, den japanisch-stämmigen Kalifornier Dorian Prentice Satoshi Nakamoto als wahre Identität Nakamotos ermittelt zu haben. Befragt durch Goldmann soll er gesagt haben: „I am no longer involved in that and I cannot discuss it. It’s been turned over to other people. They are in charge of it now.“ Der damals 65-jährige Mann veröffentlichte allerdings postwendend ein Dementi und ging rechtlich gegen das Magazin vor. Er gab an, sich lediglich zu seinen vormaligen Jobs für einen militärischen Dienstleister bzw. eine amerikanische Großbank geäußert zu haben. Der Artikel wurde daraufhin angepasst.

Nick Szabo

Bereits im Dezember 2013 hatte ein Blogger namens Skye Grey anhand einer Schriftanalyse („stylometric analysis“) geschlussfolgert, dass (vermutlich) ein gewisser Nick Szabo hinter Satoshi Nakamoto stecke. Szabo gilt als enthusiastischer Anhänger von Krypto-Währungen, der bereits 1998 an einer digitalen Währung namens „Bit Gold“ gearbeitet hatte, einer Art Bitcoin-Vorläufer. Zudem soll er in den 1990er Jahren gern Pseudonyme für sein Schaffen verwendet haben. Daher vermuteten auch andere Autoren Nick Szabo hinter dem Namen Satoshi Nakamoto. Einen stichhaltigen Beweis dafür konnte aber niemand liefern. Szabo selbst dementierte im Juli 2014 der wahre Satoshi zu sein.

Hal Finney

Eine weitere Satoshi-Spekulation betraf Hal Finney. Finney war ein US-amerikanischer Softwareentwickler und Kryptographie-Pionier, der Bitcoin zumindest mitentwickelt hat. Auch war er der erste Empfänger einer Bitcoin-Transaktion überhaupt, angestoßen durch Satoshi Nakamoto, und damit der zweite Nutzer der Bitcoin-Software. Der Journalist Andy Greenberg nannte ihn in einem Artikel für das Forbes-Magazin den „Bitcoin-Ghostwriter“. Er fand heraus, dass Hal Finney in derselben Gegend wie Dorian Nakamoto lebte und spekulierte, dass er den Namen seines Nachbarn als Deckung für seine Online-Machenschaften genutzt haben könnte. Auch lies Greenberg Schriftproben Finneys mit Dokumenten Nakamotos vergleichen und kam zu dem Schluss, dass diese eine größere Ähnlichkeit aufwiesen, als etwa der Vergleich mit Schriftproben Nick Szabos. Allerdings bestritt auch Hal Finney hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto zu stecken, was ihm Greenberg letztlich abnahm. Hal Finney starb im August 2014.

Dave Kleiman

Bereits ein Jahr zuvor – im April 2013 – starb Dave Kleiman. Kleiman war IT-Forensiker, Autor mehrerer Bücher und Referent bei Veranstaltungen über Informationssicherheit. Auch von ihm wurde schon vermutet, dass er Satoshi Nakamoto war oder dass er an einer Gruppe mit diesem Pseudonym beteiligt war. So behaupteten unter anderem die Computerzeitschrift „Wired“ und der Blog „Gizmodo“, dass Dave Kleiman und sein ehemaliger Geschäftspartner Craig Steven Wright die Erfinder des Bitcoin seien. Dazu beriefen sie sich auf zugespielte Dokumente, die eine enge Verbindung mit Satoshi Nakamoto belegen sollen. Ein weiteres Indiz für eine Beteiligung Kleimans könnte sein, dass Nakamotos GMX-E-Mail-Adresse spätestens ab September 2014 neu vergeben wurde, etwas mehr als ein Jahr nach seinem Tod. GMX löscht inaktive E-Mail-Adressen nach Ablauf eines Jahres. Allerdings kamen schnell Zweifel auf, die sich auch in den Updates der genannten Beiträge niederschlugen.

Craig Steven Wright

Hauptnahrung für diese Zweifel war (und ist vermutlich) das öffentliche Gebaren eben jenes Craig Steven Wright, der seit Anfang Mai 2016 ganz offensiv behauptet, er allein sei der Erfinder des Bitcoin. Als vermeintlichen Beweis veröffentlichte Wright eine digitale Signatur, die nur durch Nakamotos privaten Schlüssel erzeugt werden kann. Wie sich herausstellte, war diese jedoch nicht frisch erstellt, sondern eine kopierte Signatur von 2009. Anfang 2019 berichtete „Coin-Hero“ zudem über eine WikiLeaks-Veröffentlichung, laut derer Craig Wright Dokumente gefälscht habe, um sich als Satoshi auszugeben (https://coin-hero.de/news/bitcoin/wikileaks-craig-wright-ist-nicht-satoshi-nakamoto/). In einem aktuellen Interview mit dem Blog „Modern Consensus“ bekräftigte Craig Wright noch einmal, dass er das Pseudonym Satoshi Nakamoto von dem historischen japanischen Philosophen Tominaga Nakamoto übernommen habe.

Anfang 2018 wurde Craig Wright von Ira Kleiman, dem Bruder von Dave Kleiman, verklagt. Kleiman und Wright unterhielten bis zu Kleimans Tod ein gemeinsames Mining-Unternehmen zum Schürfen neuer Bitcoin. Laut Klage habe Wright aus Kleimans Nachlass 1,1 Millionen Bitcoin gestohlen, nach damaligem Kurs über 7,6 Mrd. Euro wert. Im August 2019 berichtete „Finanzen100“ unter Vorbehalt, dass Wright wohl 500.000 Bitcoin an die Familie Kleiman überweise müsse. Auch hier scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein.

Zwischenzeitlich soll Craig Wright übrigens laut Presseberichten das britische Verleumdungsrecht dazu nutzen, um gegen Personen vorgehen, die an seiner Identität als Satoshi Nakamoto zweifeln. Zudem hat er im Mai 2019 das US-Copyright für das Bitcoin-Papier und die Bitcoin-Software beim US-Patentamt zur Registrierung angemeldet. Das US-Patentamt trat kurze Zeit später per Pressemitteilung der Behauptung entgegen, dass darin bereits die Anerkennung Wrights als Satoshi Nakamoto zu sehen sei. Es bleibt also weiter spannend.

Spekulationen ohne Ende

Im Internet finden sich zahlreiche weitere Artikel, in denen die Spekulationen um das Phänomen Satoshi Nakamoto zusammengefasst sind. Einen guten Überblick bietet zum Beispiel der englische Wikipedia-Eintrag zu Satoshi Nakamoto und ein interessanter Blog-Beitrag von „Crypto Monday“, die beispielsweise auch Tesla-Erfinder Elon Musk als möglichen Satoshi nennen. Letztgenannter Blog-Beitrag schließt mit der Unterüberschrift „Satoshi Nakamoto – where are you?“.

Ja, wo bist Du, Satoshi? Vor allem, wer bist du? Und wenn ja, wie viele? Auch nach über elf Jahren gibt es viele Fragezeichen. Doch solange niemand den „Genesis-Block“ entschlüsselt werden die damit verbundenen Fragen wohl nie restlos geklärt sein.

Frankfurt Banken Benanza Pix Wolken
Bitcoin & Co. verändern die Bankenlandschaft (Foto: Ben Fischer / Benanza.Pix)

Was sind Bitcoin?

Bitcoin ist die weltweit führende Krypto-Währung auf Basis eines dezentral organisierten Buchungssystems. Überweisungen werden kryptographisch legitimiert und über ein Netz gleichwertiger Rechner („peer-to-peer“) abgewickelt. Anders als im klassischen Banksystem üblich, ist kein zentrales Clearing der Geldbewegungen notwendig. Eigentumsnachweise an Bitcoin werden in persönlichen digitalen Brieftaschen („wallets“) gespeichert. Der Kurs eines Bitcoin zu den gesetzlichen Zahlungsmitteln folgt dem Grundsatz der Preisbildung an der Börse. Sie hat die Aufgabe, Angebot und Nachfrage auszugleichen.

Das Bitcoin-Zahlungssystem wurde von dem unter Pseudonym auftretenden Satoshi Nakamoto nach eigenen Angaben im Jahr 2007 erfunden, in einem Ende Oktober 2008 publizierten Whitepaper beschrieben und im Januar 2009 als Open-Source-Referenzsoftware veröffentlicht. Das Bitcoin-Netzwerk basiert auf einer von den Teilnehmern gemeinsam verwalteten dezentralen Datenbank, der Blockchain, in der alle Transaktionen verzeichnet sind. Mit Hilfe kryptographischer Techniken wird sichergestellt, dass gültige Transaktionen mit Bitcoins nur vom jeweiligen Eigentümer vorgenommen und Geldeinheiten nicht mehrfach ausgegeben werden können.

Die Bitcoin-Einheiten werden durch die Lösung kryptographischer Aufgaben, das sogenannte Schürfen („mining“), geschaffen

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bitcoin

0 Kommentare zu “Die Legende von Satoshi Nakamoto

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert