Joker Purple Smoke (Tom Roberts / Unsplash)
Filmbühne Magazin

Trailerpark News – Oscar Night

Hey Filmfans, alle Welt spricht nur noch vom Coronavirus, daher richten wir den Blick besser in die Vergangenheit. Die 92. Oscar-Verleihung liegt zwar erst gut einen Monat zurück, doch sie klingt wie aus einer anderen Zeit. Auch dieses Jahr wechselten die begehrten Goldjungen in die Hände von – zumindest in großen Teilen verdienten Gewinnern. Wie heißt es noch immer so schön? „And the Oscar goes to…“

Mariage Story

„…Laura Dern“. Ja wat denn nu!? Ein (Ex-)Liebesdrama, hier an dieser Stelle? Ist er jetzt vom Schnulzen-Virus befallen? Eben gerade nicht – den „Marriage Story“ ist kluges, einfühlsames, unaufgeregtes, trauriges und fesselndes Kino. Und das obwohl Netflix hier die Strippen gezogen hat. Wir beobachten ein ehemals glückliches Ehepaar beim Auseinanderdriften. Psychologen, Anwälte (hier glänzt neben Laura Dern als toughe MILF auch Ray Liotta als fieser Realist), Familien, Kollegen und Jugendamt tragen jeweils das ihre dazu bei, die Situation nicht wirklich besser zu machen. Keine Schlammschlacht, kein Gekreische, kein Rosenkrieg – just fucking life!

Parasite

„…Parasite“ (gleich 5 Stück). Der „beste Film“ aus Korea!? War der Zensor etwa Pinkeln bei der Vergabe? Dann wäre die US-Herrlichkeit über dieses Kulturgut ja offiziell vorbei? Wohl wahr – denn „Parasite“ macht unglaublich viel richtig, bietet eine perfekte Balance aus asiatischem Style und universellen Gesellschaftsthemen, legt sich nie fest (Komödie? Thriller? Satire? Drama? Horror? Märchen?) und schafft damit Fußballplatz-große Interpretationsspielräume – großartig! Dazu exzellent gefilmt und brillant besetzt. Trotz doch eher gemächlichem Start wird immer wieder das Tempo entscheidend verschärft bis irgendwann die Lawine los rollt. Und dann gibt es kein Halten mehr, mal wieder auf mehreren Ebenen. „Högschtverdienter“ Oscar, würde der Bundes-Jogi sagen.

Joker

„…Joaquin Phoenix“ als „Joker“. Aber Halt! Bevor wir auf den Film eingehen: JP hätte in der Vergangenheit schon x-mal den Goldjungen verdient gehabt. Dass es jetzt ausgerechnet für diese Rolle gereicht hat, hätte ich nie gedacht. Auch wenn das wohl die beste Performance der letzten zehn Jahre ist. Wir sehen einen (physisch wie psychisch) kranken Kapitalismus-Verlierer, der sich selbst als Held und Opfer zugleich einordnet, der sich die Realität bewusst verzerrt und am Ende das Symbol für einen anarchistischen Aufstand darstellt. WTF Hollywood!? Merken die langsam tatsächlich, dass hier was faul im Staate ist? Respekt!

Der gebührt auch dem Film als Ganzem, auch wenn man ihn eigentlich niemandem so wirklich empfehlen kann. Noch nie hatte ich schlechtere Laune nach zwei Stunden Bewegtbild-Konsum. Die Abwärtsspirale startet schon am Boden und dreht sich Minute für Minute immer weiter nach unten. Es ist ein wahres Elend dem zuzusehen… Aber wer sich das entgehen lässt, verpasst auch ein visuelles und storytechnisches Meisterwerk auf Maximal-Niveau. Der Film lässt keine einzige Sekunde locker, ich musste es mir nun schon drei mal antun um es fassen zu können – Spaß hat hier trotz Gelächter gar keiner, keinen Moment lang!

Star Wars Episode IX – The Rise of Skywalker

„…zum Glück nicht an Star Wars IX“. Da ist es nun, das große Finale. Und ich sag’s direkt: Verkackt! Durchweg dumm, logikfrei, redundant, gehetzt, nostalgiebesoffen bis zur Bewusstlosigkeit. Ein Schlag ins Gesicht für alle, die noch was merken! Ganz im Ernst. Allein schon die Grundprämisse „Imperator is back und furchtbar böse“ ist so simpel und eine kreative Bankrotterklärung, dass man die ganze Zeit auf eine zumindest halbwegs vernünftige Begründung oder Einordnung dazu wartet. Aber Pustekuchen! Im Prinzip können wir uns alle ach Teile bisher schenken, weil alles sowieso keine Rolle mehr spielt. Am Ende sind wir wieder genau da, wo wir vor gefühlt 100 Jahren waren. Und nichts dazwischen hatte irgendeine Bedeutung für diese „Geschichte“. Ein Ärgernis, mehr noch. Zwar war diie Ausgangsposition an sich denkbar gut: Adam Driver und Daisy Ridley agieren nahezu wie für einander geschnitzt, einige Einstellungen und Settings sind auch wirklich fett. Aber dann beginnt man nur zwei Sekunden nachzudenken und alles versinkt im Stumpfsinn. Können wir das Franchise jetzt bitte in die Jedi-Jagdgründe schicken!?

Gemini Man

„…ebenfalls zum Glück nicht an Will Smith in Gemini Man“. Es ist mal wieder das alte Leid: Style und Technik essen Seele auf! Einfältige Story mit mittelprächtiger Spannung trifft auf perfekte Umsetzung was die „Verjüngung“ vom Schmitze-Willi angeht. Die Action-Szenen sind fett aber am Ende auch irgendwie beliebig- Das 3D ist atemberaubend (im Kino bei 60 bzw. sogar 120 FPS und in HDR bestimmt ein Knaller!). Aber was hilft’s wenn das Schicksal der Agierenden doch irgendwie völlig Latte ist? Möchte irgendwas zwischen „James Bond“ und „Mission Impossible“ sein, ist dabei aber irgendwie in den Gulli gefallen…

The Descent

Zum Abschluss noch etwas wirklich Gruseliges (im Vergleich zu irgendwelchen überhypeten Virus-Hysterien). Hat schon 15 Jahre auf dem Buckel, ist aber kein bisschen weniger abscheulich gut. In HD sieht man das „Nichts“ im dauerhaften Dunkeln noch genauer, die Fieshaftikeiten schallen noch prägnanter aus der Home-Cinema-Anlage, und auch nach mehrfacher Sichtung bleibt danach ein ungutes Gefühl… Also los, ab in den Abgrund!

So, das war’s für heute. Nun gehen ich mein gehamstertes Klopapier stapeln und Nudeln kochen. Corona go home!

In diesem Sinne,
Euer Hank Frank Schrader

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