Bevor ich demnächst alle sieben Sachen packe und mir eine Insel im Südostpazifik kaufe, hier schonmal die filmische Weltreise als Vorgeschmack.
Filmbühne Magazin

Trailerpark News – Homeoffice Holidays

Tach! Bevor ich demnächst alle sieben Sachen packe und mir endlich meine eigene Insel im Südostpazifik kaufe (GO BITCOIN GO!) hier schonmal die filmische Weltreise als Vorgeschmack – have Fun!

Mr. Long

Japanischer Profikiller bei der Arbeit. Doch er muss nach einem verkackten Job verletzt nach China flüchten und dort untertauchen, bis er seine offenen Rechnungen bezahlen kann. Er tut dies in einer ärmlichen Neighbourhood, in der ein Haufen schrulliger sympathischer Figuren leben – und eine ex-drogensüchtige Ex-Nutte mit ihrem kleinen Sohn. Sie alle haben Mr. Long, der nie ein Wort sagt (weil er auch kein chinesisch versteht), total lieb. Sie bauen ihm sogar eine mobile Suppenküche, damit er sich das Ticket nach Hause verdienen kann, denn kochen kann er noch besser als killen … Was folgt ist eine Mischung aus Buddy-Love-Thriller-Action-Dramödie mit ganz besonderem Charme. Letztlich keinem Genre zuzuordnen, sperrig aber irgendwie magic. Slapstick und Brutalität wechseln sich ab wie durchgeschnittene Kehlen und süß-saure Nudelsuppe. Extrem und extrem sehenswert!

Der Killer in mir

Man muss schon sagen, selten dämlicher deutscher Titel, aber im Original („Daniel Isn’t Real“) auch nicht wirklich besser. Kleiner Junge wird Zeuge eines Amoklaufs in der Nachbarschaft. Die ohnehin schon psychisch labile alleinerziehende Mutter wird dadurch nur noch paranoider. Das Bürschen flüchtet sich in eine Freundschaft mit dem imaginären Daniel. Doch dieser Daniel wird immer dominanter und verführt zu erst kleinen dann übleren Schandtaten – bis der Psychodoktor Daniel quasi im Gedankenkeller wegsperrt … Zehn Jahre später ist die Mutter im Irrenhaus, Sohnemann studiert und kommt als schlurfiger Nerd irgendwie nicht wirklich gut klar mit irgendwas. Plötzlich steht der ebenfalls erwachsene Daniel wieder in der imaginären Tür. Hypnotisch, verstörend, visuell überragend bildgewaltig, surreal und beängstigend – einfach groß! Und wir sehen mit Miles Robbins (Sohn von Tim!) und Patrick Schwarzenegger (Sohn von Arnie!) zwei neue kommende Top-Stars, die ihre Väter jetzt schon in Grund und Boden spielen (okay, bei Arnie jetzt auch nicht sooo schwierig), Das Teil hat absolut das Zeug zum Kultfilm!

Ex Drummer

Debil-aggressiv-asoziale-depperte-talentfreie Schraddel-Band sucht einen neuen Drummer, und schlägt bei einem von seinem eigenen Luxusleben gelangweilten überarroganten Musikproduzenten auf. Dieser sagt – gleichermaßen amüsiert wie fasziniert ob der Dreistigkeit der Doofen-Kombo – sofort zu, sieht er doch das Ganze als eine Art manipulatives Sozialexperiment. Und so begibt er sich in tiefste Drogen-Suff-Exzess-Regionen und reißt wirklich alle drumherum mit in Abgründe, die man sich kaum ausdenken kann … Belgische Filme hatten ja schon immer das Talent zur Abartigkeit. Aber DAS HIER aus dem Jahr 2007 ist die Krone der krankhaften Geschmacklosigkeit mit realbitterem Background. Und das ohne auch nur einen Funken Hoffnung! Gelacht werden kann trotzdem (paranoide Schläger mit Sprachfehler, alte dicke notgeile Frauen mit Glatze und Perücke, Musikperformances fernab jeglichen musikalischen Anspruchs, der Bandname „The Feminists“ alleine ist schon der Brüller!). Aber es ist ein fieses, böses, niederträchtiges, überhebliches Lachen, das einem schon sehr schnell im Halse stecken bleibt. Natürlich trotzdem oder gerade deswegen ein Meisterwerk (ernsthaft!). Kurzum: Pflichtprogramm, hilft ja alles nix!

Mortal

Verstörter Obdachloser vegetiert in der norwegischen Wildnis. Gelegentlich kommt er ins Fjord-Dorf um dort Medikamente und Lebensmittel zu klauen. Dabei trifft er auf eine Bande Halbstarker, welche ihn aus Gründen aufmischen wollen. Doch eine Berührung reicht und der Oberhalbstarke liegt gedärmekotzend und augapfelquillend im Dreck. Nachdem Polizei und Psychologin ziemlich schnell merken, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, rückt die US-Geheimdienst-Kavallerie an. Die vermuten nichts weniger als eine menschliche Massenvernichtungswaffe hinter dem mittlerweile flüchtenden US-Bürger mit skandinavischen Wurzeln … Okay, es ist wild und wirr, trotzdem ist ziemlich schnell klar, um was es hier geht (heraufbeschworene Wetterphänomene, Blitze aus den Händen, Runen-Symbole welche an Walhalla erinnern). Aber die visuelle Umsetzung ist eine Wucht, die Story trotz Fantasy-Einschlag geerdet, und einzelne Szenen sind schon grandios spannend. Am Ende leider etwas flott zu Ende und auch zu simpel. Wenn das wieder nur ein weiterer Auftakt zu einem „Whatever-Universe“ sein soll, bin ich allerdings raus.

Wet Woman in the Wind

Japanischer Mittdreißiger lebt missmutig als Eremit im Wohnwagen am Stadtrand, bis ein attraktives Kellner-Girlie sich dem bekannten Autor (der er ist) in eindeutiger Eindeutigkeit an den Hals wirft (mega Szene schon nach einer Minute!). Der umworbene Protagonist hat sein Eremiten-Dasein allerdings genau deswegen gewählt: „NO WOMEN ANYMORE, DIE ERSTICKEN MIT IHREM DAUERNDEN GEFICKE MEINE KREATIVITÄT!“. Pointiert, saukomisch, skurril im Quadrat, explizit – im wahrsten Sinne umwerfend! Eigentlich kaum zu beschreiben worum es hier story-technisch überhaupt geht. Das Ding muss gefühlt werden. Verführung ist hier Thema und gleichzeitig Form! Nichts für Rosamunde Pilcher-Fans, nichts für US-Sitcom-Glotzer, nichts für Til-Schweiger-Deppenkomödien-Deppen – that’s Japan, folks!

Wer die besten Tipps dieser Ausgabe einmal von mir vertont hören will, dem sei Episode 32 des Benanza-Podcast „Voll in die Presse“ empfohlen: Mockbuster, Fotoschock und Gender-Tourette. ¡Adiós muchachos, hasta pronto!

Euer Hank Frank Schrader

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Titelfoto: Klaus H / Pixabay

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